Ursachen und Behandlung von Abstehende Ohren

„Ohren wie Dumbo“ – Menschen mit abstehenden Ohren werden oft mit gehässigen Bemerkungen konfrontiert, und das nicht nur in der Schule. Es ist traurig, dass alles, was nicht „der Norm entspricht“, häufig mit verletzenden Kommentaren abgestraft wird, auch wenn diese „nur lustig gemeint“ sind. So kommt es dazu, dass die Otoplastik – die Operation zur Anlegung von abstehenden Ohren – zu den 15 häufigsten kosmetischen Operationen zählt und eine der wenigen schönheitschirurgischen Eingriffe darstellt, die oft schon im Kindesalter vorgenommen werden.

So gibt es Menschen, die ihre abstehenden Ohren als Charakteristika verwenden, wie etwa Prinz Charles, und Menschen, die darunter leiden. Erst kürzlich gab Schauspielerin Jutta Speidel in einem Interview zu, dass sie sich ihre „Flatterohren“, wie sie sie nannte, im Alter von 18 Jahren hat anlegen lassen.

Doch wie entstehen abstehende Ohren? Welche Auswirkungen haben sie? Und welche Methoden gibt es, um abstehende Ohren anzulegen?

In diesem Artikel finden sie alle wichtigen Fakten zu abstehenden Ohren!

Wie entstehen abstehende Ohren?

Abstehende Ohren entstehen nicht. Sie sind angeboren und in den meisten Fällen bereits kurz nach der Geburt sichtbar. Besorgte Eltern kann man jedoch beruhigen: Bei einigen Babys und Kleinkindern „verwachsen“ sich die abstehenden Ohren wieder. Sind die abstehenden Ohren zum Zeitpunkt des sechsten Lebensjahres immer noch sichtbar, kann man eine sichere Diagnose über eine „Otapostasis“, umgangssprachlich auch „Segelohren“ genannt, stellen. Es kommt jedoch auch vor, dass sich die abstehenden Ohren noch bis ins hohe Alter verstärken und erst später stark auffallen.

Wodurch werden abstehende Ohren verursacht?

Dass abstehende Ohren durch falsches Liegen bei Babys verursacht wird, ist ein sich hartnäckig haltendes Gerücht und sorgt dafür, dass Eltern nachts ins Kinderzimmer schleichen und prüfen, ob ihr Kind mit abgeknicktem Ohr schläft. Falsches Liegen ist definitiv nicht die Ursache für die abstehenden Ohren! Wir können unsere Kinder also in Ruhe schlafen lassen.

Abstehende Ohren sind rein genetisch bedingt und können sich bis zum 6. Lebensjahr zurückentwickeln, unabhängig davon, wie das Kind beim Schlafen liegt.

Sind abstehende Ohren vererbbar?

Abstehende Ohren sind genau wie Gesichtszüge vererbbar und es kommt häufig vor, dass mehrere Familienmitglieder über mehrere Generationen hinweg abstehende Ohren haben. Allerdings werden abstehende Ohren nicht immer gleichermaßen vererbt. Die genauen Gründe für deren Auftreten sind noch nicht bekannt.

Kann man abstehende Ohren vorbeugen?

Eine der häufigsten Fragen von Eltern: Kann man abstehende Ohren vorbeugen? Nun ja, es gibt einen alten Hebammen-Trick, der abstehenden Ohren vorbeugen soll. Dieser ist jedoch ausschließlich bei Babys anwendbar und ist leider auch nur selten von Erfolg gekrönt. Dabei werden dem Baby mit Hilfe von Mullbinden oder Mützchen die Ohren sanft angelegt, ohne das Baby dabei zu beeinträchtigen. Leider gibt es keine wirklich erfolgreiche Möglichkeit, abstehenden Ohren vorzubeugen. Auch ein nicht selten versuchtes „Ankleben“ der Ohren im Kindesalter zeigt keinen Erfolg.

Was genau sind die Beschwerden und Symptome für abstehende Ohren?

Erfreulicherweise sind abstehende Ohren physisch frei von Beschwerden. Es wird weder die Hörfunktion beeinträchtigt, noch bereiten abstehende Ohren den Betroffenen Schmerzen.

Abstehende Ohren sollten auch nicht als Fehlbildung bezeichnet werden, denn sie sind lediglich eine anatomische Variante, die in anderen Kulturen, wie in Indien zum Beispiel, als Zeichen von Intelligenz gedeutet wird. Dennoch gibt es einen Maßstab zur Diagnose von abstehenden Ohren, denn sie gelten tatsächlich als Dysplasie (Fehlbildung) 1. Grades.

Wenn die Ohren mehr als 20mm vom Kopf abstehen oder der Winkel von Ohrmuschel zum Schläfenbein mehr als 30 Grad beträgt, spricht man von einer Otapostasis.

Grund dafür ist meist, dass die Anthelixfalte, die Hauptfalte der Ohrmuschel, kaum oder gar nicht angelegt ist. Manchmal ist auch die Ohrhöhle sehr groß ausgebildet und sorgt so für abstehende Ohren.

Dies sind die Merkmale einer als „ästhetisch“ bezeichneten Ohrform*:

  • Die Längsachse der Ohrmuschel zeigt eine Neigung von 15 bis 20° nach hinten
  • Das Ohr ist vom Rand des Jochbeines um etwa 1 Ohrlänge (5,5 bis 7 cm) nach hinten positioniert
  • Die Breite der Ohrmuschel macht etwa 50 bis 60 % der Länge aus
  • Der Winkel zwischen der Ohrmuschel und dem Schädel (Planum mastoideum) liegt bei 21 bis 30°[4].
  • Der Rand der Ohrmuschel (Helix) ist vom Kopf etwa 1,5 bis 2 cm entfernt
  • Das Ohrläppchen und die Anthelixfalte liegen parallel
  • Das Ohrläppchen schließt sich mit der Halshaut im spitzen Winkel an
  • In Frontalansicht ist der Helixrand oben oft um etwa 2 bis 5 mm weiter herausprojiziert als die Anthelixfalte. Er kann aber auch mit der Anteil in der gleichen Ebene liegen oder auch hinter die Anteile rücken, wodurch er bei Blick von vorn und genau von der Mitte aus stellenweise nicht zu sehen ist.

*Quelle: J.E. Janis, R.J. Rohrich, K.A. Gutowski: Otoplasty. In: Plastic and Reconstructive Surgery. Band 115, Nr. 4, 2005, 60e-72e

Ab wann sollte man bei abstehenden Ohren zum Arzt gehen?

Liegt keinerlei psychische Belastung durch die abstehenden Ohren vor, muss man gar nicht zum Arzt gehen, denn es ist in keinem Fall mit körperlichen Beschwerden zu rechnen. Leider werden abstehende Ohren in unserer Kultur jedoch als Makel wahrgenommen und nicht selten gehen die Hänseleien a´la „Dumbo“ schon im Kindergartenalter los. Viele Eltern entscheiden sich deshalb schon kurz vor der Einschulung, nachdem das Ohr nahezu ausgewachsen ist, für eine OP bei ihrem Kind. Natürlich stellt es für die Eltern oft eine Überwindung dar, ihr eigenes Kind für eine nicht lebensnotwendige OP anzumelden. Doch hier muss man ganz klar sagen, dass eine vorhandene psychische Belastung weitaus höhere Risiken trägt, als eine OP bei abstehenden Ohren. Wir alle wissen, wie tiefgreifend sich Hänseleien auf die Psyche von Kindern auswirken. Viele Menschen tragen diese Erfahrungen ihr ganzes Leben mit sich und leiden unter einem mangelnden Selbstbewusstsein und geringem Selbstwertgefühl. Mit dem Wissen über diese Auswirkungen kann man doch wirklich nachvollziehen, warum Eltern diesen Schritt gehen. Natürlich möchten wir, dass unsere Kids unbeschwert aufwachsen und ihr Selbstwertgefühl genährt wird.

Bei Kindern bis 14 Jahren wird die Otopexie bei nachgewiesener psychischer Belastung von den Krankenkassen übernommen.

Im Erwachsenenalter ist es abhängig von dem eigenen Umgang mit seinen abstehenden Ohren, wann man sich für eine OP entscheidet. Vor allem Frauen konnten ihre abstehenden Ohren oft jahrelang mit langen Haaren und Haarbändern kaschieren und sind es irgendwann leid, niemals die schöne Hochsteckfrisur mit langen Ohrringen zu tragen. Bei Männern wird weniger kaschiert, aber dennoch oft drunter gelitten und daher kommt auch bei vielen Männern irgendwann der Zeitpunkt, an dem sie sich für eine OP entscheiden.

Das wichtigste ist doch, dass man sich wohlfühlt. Lösen die abstehenden Ohren eine dauerhafte psychische Belastung aus, macht es absolut Sinn, sich für eine OP zu entscheiden. Denn über einen längeren Zeitraum lösen psychische Belastungen häufig Depressionen aus.

Kann man abstehende Ohren verhindern?

Leider kann man abstehende Ohren weder verhindern noch vorbeugen. Abstehende Ohren sind rein genetisch bedingt, was aber nicht unbedingt bedeuten muss, dass Nachkommen auch abstehende Ohren haben. Es ist wie so oft das Roulette der Natur, das darüber entscheidet, welche Gesichtszüge und physischen Merkmale wir annehmen.

Komplikationen bei abstehenden Ohren – was ist die Folge?

Die einzige Komplikation bei abstehenden Ohren ist psychischer Natur. Ob Hänseleien in der Schule oder „witzige“ und dennoch verletzende Kommentare im Jugend- und Erwachsenenalter, Menschen nehmen sich schnell als weniger akzeptiert wahr, was eine große psychische Belastung darstellt. Die Folge einer solchen Belastung ist die Ausbildung einer Depression, die wiederrum eine medikamentöse und psychotherapeutische Therapie nach sich zieht. Es ist generell ratsam, sich in eine psychologische Behandlung zu begeben, um gemeinsam mit dem Therapeuten zu besprechen, ob eine OP zum Ohren anlegen Sinn macht, eine Psychotherapie oder gar beides. Natürlich kann man auch im Rahmen einer Therapie an dem eigenen Selbstbewusstsein arbeiten und seine abstehenden Ohren genug lieben lernen, um über gehässige Kommentare hinweglachen zu können. Dies passiert mit Sicherheit nicht von heute auf morgen, ist aber eine langfristig gute Lösung für Menschen, die sich nicht operieren lassen möchten.

Was gibt es für OP Methoden bei abstehenden Ohren?

Für die Ohrenanlegeplastik, in der Fachsprache die Otopexie, werden in der Literatur viele OP-Methoden beschrieben, jedoch ist die häufigste Methode die klassische Ohrenanlegeplastik über einen Schnitt auf der Rückseite des Ohres und ggfs. dem Entnehmen von Knorpel. Bei der altbewährten Technik der Ohrenkorrektur durch Nahttechnik nach Mustardé werden die Ohrenknorpel durch einen Fadenzug in die gewünschte Position gebracht. Bei der kombinierten Schnitt-Naht-Technik nach Converse wir die Knorpelstruktur zusätzlich durch Schnitte formbarer gemacht, was den Eingriff erleichtert. Eine weitere beliebte Operationstechnik stellt die Ritztechnik nach Sternström dar. Dabei wird der Knorpel allein durch Ritzen verformbar gemacht, wodurch keine Naht erforderlich ist. Die Earfold™ Methode beispielsweise arbeitet mit einem kleinen Implantat, einem Clip, der eingesetzt wird und die Ohren in der gewünschten Form hält.

Eine sanfteste Art und gleichzeitig die modernste Methode, abstehende Ohren anzulegen, ist die Otopexie mit der Fadenmethode. Beim Ohren anlegen mit dieser risikoarmen Methode muss kein Schnitt vorgenommen werden und sie hinterlässt keine Narben. Das Ohren anlegen mit der Fadenmethode ist besonders gewebeschonend und schmerzarm. Bei der Fadenmethode wird der Faden, der die Ohren in die gewünschte Stellung bringt, direkt durch die Haut in den Knorpel eingebracht. Die speziell von Dr. Mathew Muringaseril entwickelte Fadenmethode berücksichtigt dabei auch noch die dreidimensionale Struktur des Ohres und arbeitet mit der 1-, 2- oder 3-Fadenmethode. Dabei werden nur die Ebenen des Ohres mit dem Faden korrigiert, welche korrigiert werden müssen, um das gewünschte ästhetische Ziel zu erreichen. Hier wird das Prinzip „mit so wenig Eingriff wie möglich das perfekte Ergebnis zu schaffen“ verfolgt.

Nur die Fadenmethode wird in Lokalanästhesie durchgeführt und das Ergebnis ist dauerhaft haltbar.

Wie ist der Ablauf bei der OP Fadenmethode bei abstehenden Ohren?

Vor der OP mit der Fadenmethode findet ein Beratungsgespräch statt und die Form der Ohrmuschel wird vermessen. Im Aufklärungsgespräch werden alle möglichen Komplikationen besprochen und das gewünschte Ergebnis mit dem realistisch machbaren abgeglichen. Direkt vor der OP werden die Ohren nochmals analysiert und Koordinaten festgelegt und markiert. Nach einer lokalen Betäubung können die Fäden schmerzfrei eingebracht werden. Pro Ohr braucht der Chirurg etwa 20 – 30 Minuten. Beim Ohren anlegen mit der Fadenmethode ist es nach der OP auch nicht notwendig, zwei Wochen lang eine Mullbinde zu tragen. Lediglich kleine, unauffällige Pflaster schützen die Ohren vor Stößen und dem Abknicken am Kopfkissen. Man ist also bereits am Tag nach der OP wieder gesellschaftsfähig und kann zur Arbeit gehen.

Komplikationen einer Otoplastik

Komplikationen treten nur selten auf. Es kann zu Blutergüssen und Schmerzen kommen und selten tritt eine Unverträglichkeit gegenüber des Fadenmaterials auf. In manchen Fällen muss eine Otoplastik wiederholt werden, etwa wenn das OP Ergebnis nicht zufriedenstellend ist oder die Ohren sich wieder „entfaltet“ haben, was aber selten vorkommt. In der Regel ist die Otoplastik von dauerhaftem Erfolg.